„Wer ist denn Herr Rein?‟
Zimmer 231. Ganz oben auf unserem Zettel steht "Thomas, 11 Jahre, geht's ganz gut, braucht aber Aufmunterung". Von drinnen ruft jemand "Herein!" Wir schauen uns an. Frau Doktor Doktor Klecks, die vor zehn Minuten noch als Monika vorm Spiegel stand, sich Sommersprossen auf die Backen malte und dazu Gesangsübungen machte, zwinkert mir hinter ihrer dicken roten Nase zu und fragt flüsternd: "Bist Du der Herr Rein?"
Von drinnen ruft dieselbe Kinderstimme nochmals "Herein!"
Dr. Klecks reißt die Tür zum Zimmer auf und ruft auf den Gang: "Herr Rein? Hallo, heißt hier jemand Herr Rein?" Der Junge im Bett greift sich an den Kopf: "Ihr sollt reinkommen!" Ach so...
Wenn im Krankenhaus herzhaftes Lachen zu hören ist, dann sind da meist die KlinikClowns. Professionelle Künstler bringen ihre clownesken Fähigkeiten in ein besonders sensibles Arbeitsfeld ein, das geprägt wird von den Bedürfnissen kranker und pflegebedürftiger Menschen.
Humor hat dabei viele, individuelle Facetten: Mal agieren die KlinikClowns robust, mal ganz zart und leise. Und doch haben ihre Begegnungen immer die gleiche Basis:
Mitfühlendes Dasein, Offenheit und das ehrliche Interesse am Gegenüber. Es ist die Wertschätzung, die das innere Lächeln mit sich bringt.
Um die hohe Qualität ihrer Arbeit zu gewährleisten, schulen wir unsere Clowns kontinuierlich im Umgang mit kranken und sterbenden Menschen und ihren Angehörigen, in basistherapeutischem Wissen und in Clownstechniken und Improvisation.
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Bei Kindern
In bayerischen Kinderkliniken zaubern die KlinikClowns Woche für Woche ein Lachen in die Gesichter der kleinen Patienten. Sie gehen von Bett zu Bett, scherzen mit den kranken Kindern und bringen Spaß und Ablenkung von den Belastungen des Krankenhausaufenthalts. In ihrer „Clownsvisite" treten sie als "Clownsärzte" auf, der verfremdete Arztkittel ist Teil ihres Kostüms. Sie führen die Arztvisiten humorvoll ad absurdum.
Die Kinder werden mitgenommen auf eine Reise in die bunte Welt der Fantasie, auf der sie Schmerzen, Angst und Heimweh vergessen. Das Spiel mit den Clowns stärkt die psychische Verfassung der kleinen Patienten, aktiviert neue Kräfte und unterstützt den Genesungsprozess. In Zusammenarbeit mit Schwestern, Pflegern, Ärzten, Psychologen und Pädagogen können die Probleme des Klinikalltags durchbrochen werden.
Dabei orientiert sich der Ablauf der „Clownsvisite" am akuten physischen und psychischen Zustand der Kinder und wird individuell auf die Bedürfnisse der kleinen Patienten und der anwesenden Angehörigen abgestimmt. Manches Kind benutzt den Clown als Figur, um die eigenen negativen Gefühle zu verarbeiten. Für andere ist es die Person, die ihnen für kurze Zeit die volle Aufmerksamkeit zukommen lässt.
Auch für ihre Angehörigen, Ärzte und Pflegepersonal sind die Clowns mehr als therapeutische Hilfe für die Kinder: auch ihnen huscht ein dankbares Lächeln über das Gesicht.
Ein Junge bekommt in der Klinik eine Chemotherapie, fühlt sich elend, und es ist schwer ihn aufzuheitern. Seine Mutter:
"Als Mutter ist es oft schwierig, fröhlich zu sein, wenn das Kind so da liegt. Du gibst Liebe, Wärme und Zärtlichkeit, aber ein strahlendes Lächeln hinzuzaubern, ist schwer. Die Clowns haben mir und meinem Sohn dabei sehr geholfen. Mein Sohn wartet immer auf sie, wenn er weiß, dass sie kommen."
Bei Senioren
Ein Lachen zu schenken wird in jeder Lebensphase dankbar aufgenommen. So besuchen die KlinikClowns auch Seniorenheime, sowie geriatrische und gerontopsychiatrische Krankenhausstationen in ganz Bayern, um ein Fenster zu Heiterkeit und gemeinschaftlichem Erleben zu öffnen. Mit Clownerie, Musik und Empathie steigern sie das Wohlbefinden und wecken neue Lebensfreude.
Mal schmettern sie „Hoch auf dem gelben Wa-hagen ...", mal blättern sie gemeinsam in Fotoalben, mal schäkern sie, mal hören sie einfach zu.
Langjährige Erfahrung, Supervisionen und Seminare befähigen unsere Clowns in besonderem Maße, mit dementen Senioren umzugehen.
„Es zeigt sich, dass Demenzkranke, die sonst kaum soziale Reaktionen zeigen, im Umgang mit den Clowns neue Kraft zu kommunizieren finden. Die Bewohner können aus ihrem Alltag entfliehen, depressive Stimmungen werden durchbrochen, und es entsteht eine entspannte, fröhliche Atmosphäre."
Hans Kopp, Referent für stationäre Altenhilfe bei der Arbeiterwohlfahrt MünchenBei Menschen mit Behinderung
Bei schwerstbehinderten Menschen zielt die „Clownstherapie" darauf, Personen, deren Erlebnisfähigkeit durch ihre Behinderung eingeschränkt ist, Lebensfreude zu vermitteln. Die KlinikClowns geben den behinderten Menschen die Möglichkeit zu entspannen; positive Stimmungen und neue Energien gewinnen Raum und oft auch ein aktivierendes Gefühl der Freiheit. Denn die KlinikClowns fordern nichts, sondern akzeptieren den Menschen mit seinen Einschränkungen. Man muss einem KlinikClown nichts beweisen, nichts liefern, nichts zeigen. Der KlinikClown schenkt freigiebig und befreiend Zuwendung, Wärme und Heiterkeit.
„Ich bin total begeistert und berührt, wie jeder einzelne der Menschen mit Behinderungen auf die Clowns reagiert – selbst diejenigen, bei denen wir dachten, da würden wir keine Reaktionen sehen."
Maria Wiehle, Gesamtleitung, Heilpädagogisches Zentrum der Caritas, LichtenfelsBei schwerkranken Erwachsenen
Schwerkranke Patienten, die z.B. an Leukämie oder Krebs leiden, sind nicht nur körperlich sondern auch meist stark durch Unsicherheit und Angst belastet.
Doch wer lacht, hat sich für einen Moment der Realität entzogen, die Zwänge des Alltags umgedeutet und die Initiative ergriffen. Um diese inneren Räume zu öffnen und verschüttete Kraftquellen zu erschließen, werden die KlinikClowns als wertvolle Therapieunterstützung bei schwerkranken erwachsenen Patienten eingesetzt.
"Lachen stärkt Körper und Psyche zugleich. Und was braucht ein kranker Mensch mehr als Stärke, um die Heilung zu unterstützen?"
Elke Zölzer, LeukämieHilfe München e. V.Auf Palliativstationen und im Hospiz
Auf der Palliativstation werden Patienten mit weit fortgeschrittenen, nicht heilbaren Erkrankungen behandelt, für die die Verbesserung der Lebensqualität im Vordergrund steht. Es ist ein Ort, an dem sich alles um die Krankheit dreht.
Für die KlinikClowns bleibt der Mensch als solcher auch in der letzten Phase seines Lebens im Zentrum der Aufmerksamkeit. In Momenten, die oft noch sehr von funktionalen Maßnahmen dominiert sind, bieten sie eine nichtmedizinische Hilfestellung, um die spezielle Lebenslage leichter anzunehmen. Daher besuchen erfahrene KlinikClowns mit besonderem Wissen um die Bedürfnisse von Menschen in der letzten Lebensphase mehrere Palliativstationen und Hospize in Bayern.
Im Kontakt mit den Patienten sollen sie Entspannung fördern - und leisten doch weit mehr. So vermitteln sie scheinbar beiläufig zwischen Partnern, wenn die Beziehung durch die Krankheit belastet ist. In Gesprächen zwischen Patienten und Angehörigen regen sie zu Erinnerungen an; Musik ist dabei ein guter Mittler - gerade wenn die Kommunikationsfähigkeit eingeschränkt ist. Sie geben so echte Lebenshilfe auf ihre ganz eigene Art.
"Ich glaube, dass die KlinikClowns mit ihrer Sensibilität und anarchischen Kraft die Lebensqualität nicht nur unserer Patienten eindeutig steigern können, sondern dass wir alle davon profitieren. Humor und Heiterkeit auch im Angesicht des nahenden Todes zu bewahren, fällt den Betroffenen und den Angehörigen natürlicherweise oft schwer. Daher sind Profis gefragt, und die physiologische und psychologische Wirkung der KlinikClowns überzeugt mich davon, sie weiterhin gern bei uns einzubinden."
Prof. Dr. med. Stefan Lorenzl, Chefarzt für Neurologie und Palliativmedizin